02.12.2022
Was wird am häufigsten, verbissener, verzweifelter von Fotografen gesucht? Nein, nicht der heilige Gral, obwohl man meinen könnte es handelt sich tatsächlich um ihn, so wichtig wird die Suche und das Finden in einschlägigen Medien thematisiert. Ich meine hier den Stil, vom eigenen unverwechselbaren Stil – manchmal auch Handschrift genannt. Und Hand aufs Herz: haben wir nicht alle uns schon einmal diese Frage gestellt?
Liest man Bücher die einem versprechen, durch das Befolgen ihrer Ratschläge würde man seinen eigenen Stil finden, suggerieren sie uns gleichzeitig das all unsere bisherigen Fotos nichts wert sind, weil sie ja den eigenen Stil vermissen lassen.
Solche Bücher gehören in den Altpapiercontainer. Sie versprechen etwas, was sie nicht halten können. Es werden zig Aufgaben gestellt die man unbedingt abarbeiten muss – sonst wird’s nichts mit dem eigenen Stil. Ich meine hier wird einem systematisch der Spaß an der Fotografie genommen. Fotografieren sollte keine Erfüllung von Hausaufgaben sein. Die habe ich schon in der Schule gehasst.
Dieses verbissene Suchen nach dem eigenen Stil ist ein Weg voller Selbstzweifel, Enttäuschungen, Wut und Trauer und das Ziel ist meistens Resignation. Ich finde jedoch das allen die die Fotografie als Hobby betreiben sollte sie in erster Linie einfach nur Freude machen.
Ein altägyptischer Weiser namens Ptahhotep der vor ca. 4400 Jahren lebte sagte sich schon damals:
„Ich wollte es gäbe eine Tat die noch nie getan wurde
ein Wort das noch nie geschrieben wurde,
ein Gedanke der noch nie gedacht wurde.“
Für die Fotografie könnte man noch hinzufügen:
„Ich wollte es gäbe ein Motiv welches noch nie fotografiert wurde.“
Wenn schon alles, in jeder erdenklichen Form fotografiert wurde, warum sollte ich dann krampfhaft versuchen ein Motiv welches mich interessiert in einem imaginären, nebulösen eigenen Stil zu fotografieren?
Darum machen wir uns frei von der Suche nach dem eigenen Stil. Schmeißen alle Regeln über Bord und machen einfach nur das was wir wirklich wollen: Mit Freude fotografieren.
Ich mache Ihnen hier einen Vorschlag:
Fotografieren Sie ein Jahr lang einfach nur das was Sie wirklich interessiert, was Ihnen Freude macht. Denken Sie nicht an das Suchen und Finden des eigenen Stils. Fotografieren Sie so oft es geht. Am besten jeden Tag. Intuitiv, folgen Sie nur Ihrem Bauchgefühl. Und wenn dann nach einem Jahr ca. 10.000 Fotos entstanden sind nehmen Sie sich einen Tag Zeit und betrachten Ihre Bilder in aller Ruhe.
Und ich sage Ihnen, wenn Sie in dem vergangenen Jahr nur das fotografiert haben, was aus Ihrem ureigensten Willen entstanden ist, werden Sie die inneren Zusammenhänge Ihrer Bilder erkennen. Sie erleben die Freude die Sie beim fotografieren gehabt haben beim Betrachten Ihrer Bilder noch einmal – einfach nur deshalb, weil Sie sich auf den Weg gemacht haben nur das zu tun, was Ihnen etwas bedeutet hat. Ohne Suchen, ohne großartig nachzudenken tritt Ihre innerste Persönlichkeit zutage, was sich in Ihren Fotos wieder spiegelt – und Voila – Ihr persönlicher Stil hat Sie gefunden.
Denn nichts anderes ist der eigene Stil: Ihre Persönlichkeit, Ihre Freude, Ihre Liebe, Ihre Begeisterung, Ihre Hingabe.
Sie brauchen nicht nach Ihrem eigenen Stil zu suchen – Sie selbst sind der Stil!
Admin - 12:33:30 | Kommentar hinzufügen
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